Durch die Förderung des FWF konnte
die historisch gewachsene Identität der Universität für angewandte Kunst (UaK) beleuchtet werden. Ihre Vorgängerinstitution,
die Wiener Kunstgewerbeschule, war die Geburtsstätte des Wiener Kinetismus - Österreichs Beitrag zu den internationalen abstrakten,
futuristischen und kontruktivistischen Tendenzen in der Kunst der 1920er Jahre. Die vom Wort "kinesis" (griechisch für "Bewegung")
abgeleitete Bezeichnung zielt auf die Auseinandersetzung mit der Rhythmik von Bewegung und dem visuellen Zerlegen von Bewegungsabläufen.
Initiator war Franz Cizek, Professor an der Kunstgewerbeschule und Pionier einer neuen Kunstdidaktik für Kinder. Er vermittelte
im Rahmen seiner "ornamentalen Formenlehre" ab 1917 die Stilmittel und Inhalte der europäischen Avantgarde. Erika Giovanna
Klien, Marianne (My) Ullmann und Elisabeth Karlinsky bildeten das an Produktivität und Qualität führende Trio innnerhalb einer
größeren Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die durch Cizeks Lehre und Vermittlungsarbeit geprägt wurden. Die Sammlungen
der UaK besitzen mit etlichen hundert graphischen Werken, mit Gemälden, fotografischen Dokumenten und Archivalien einen zentralen
Fundus zum Wiener Kinetismus. Die Publikation einer umfassenden Monografie zum Wiener Kinetismus ist für 2009 in Planung,
wodurch die Bedeutung dieser Kunstrichtung auch international bewusst gemacht werden soll.