Im Laufe der Industrialisierung hat sich die Holzbaukultur grundlegend verändert. Viele
traditionell handwerklich hergestellte Holzverbindungen sind weitestgehend durch standardisierte Stahlverbindungen ersetzt
worden. Um die anisotrope Struktur des Holzes zu homogenisieren, wurden verschiedenste Holzwerkstoffe entwickelt und dadurch
wesentliche charakteristischen Eigenschaften des Holzes eliminiert.
Die
Materialeigenschaften von Holz nutzen um von ihnen zu profitieren statt gegen sie anzukämpfen soll wesentliches Leitbild dieser
Arbeit sein. Holz hat außer ökologischen Vorteilen ein signifikantes künstlerisches Potenzial. Es ist ein dynamisches, fast
interaktives Material, das sich mit den Klimabedingungen verändert und vice versa die Umgebung beeinflusst. Darüber hinaus
haben wir heutzutage die Möglichkeit mit Hilfe des Computers uns die Herausforderung zunutze zu machen, welche die Komplexität
der jeweils individuell unterschiedlichen Werkstücke an eine Bearbeitung stellt. Das künstlerische Potential materialbedingter
Unikate kann neu erschlossen werden. Seine Lebendigkeit und spezifische Qualität erzeugt eine produktive Spannung zwischen
Gestaltern, Material und Nutzern. Viele traditionelle Konstruktionen wie etwa die japanischen Holzverbindungen, die aus der
natürlichen Struktur des Holzes schöpfen, sind handwerklich aufwendig, teuer und daher heute unökonomisch. Im CAD/CAM und
besonders im parametrischen Modellieren sehen wir jedoch geeignete Werkzeuge, diese Konstruktionen neu zu interpretieren und
hier neue Wege für Möbelbau und Holzarchitektur zu eröffnen. Statt abstrakte Entwürfe zu produzieren und danach ein geeignetes
Material für die Realisierung zu suchen, gehen wir von den spezifischen Eigenschaften des Holzes aus. Von dieser materialorientierten
Designmethode erwarten wir uns eine neue Ästhetik der Holzverwendung, welche die konstruktive Logik des Materials mit einem
zeitgemäßen kulturellen Ausdruck verbindet. Qualitäten traditioneller Handwerkskunst sollen durch avancierte Verfahren digitaler
parametrischer Systeme und Maschinensteuerung erforscht und erschlossen werden und in Serien von Holzverbindungen und - Strukturen
getestet werden.
Neben theoretischer Forschung wird sich die Arbeit
vor allem auf praktische Experimente stützen. Hierbei werden bekannte Holzverarbeitungsmethoden, wie Bugholz (Thonet), tragende
gekrümmte Sperrholzflächen (Eames) und neue materialbasierte Ansätze des Avantgarde-Designs (IBOIS Lab der EPFL Lausanne,
ETH Zürich und ICD Stuttgart) als Forschungsgrundlage herangezogen. Eine intensive Untersuchung der spezifischen Materialeigenschaften
einerseits und der Analyse von Fügemethoden andererseits bildet die Grundlage unserer Forschung. In weiterer Folge werden
mit Hilfe der gewonnenen Kenntnisse Entwurfssysteme und Geometrien entwickelt, die eine spezifische Materialintelligenz inne
haben. Anhand von Experimenten an kleinmaßstäblichen Objekten über größere Strukturen bis hin zu nutzbaren architektonischen
Räumen werden geometrische Phänomene vertieft untersucht wie etwa gekrümmte Schalen, dynamische flexible Systeme, sowie visuelle
und physische Strukturen mit bestimmten Eigenschaften (transluzent, strukturiert, biegbar, bewegend, anpassbar, verändernd
etc.)
Ein interaktiver “physischer Blog” wird die Prozesse der Forschungsarbeit
dokumentieren und die Schnittstelle für einen öffentlichen Austausch sein. In regelmäßigen Ausstellungen werden hier Versuchsergebnisse
“gepostet” und eine Platform für Vorträge und Workshops geschaffen. Großmaßstäbliche Installationen zeigen Schlüsselmomente
der Forschungsresultate an verschiedenen Orten in Europa und den USA.