Werkstatt für analoge
FotografieZeitgenössisch, technikaffin, weiblich – wie lange hält sich das Klischee noch, dass Fototechnik
männlich sei, während schon lange Frauen in der Praxis aktiv sind?
Von: Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl,
Claudia Rohrauer (Initiatorinnen, alle A)
Gastkünstlerinnen: Christelle
Boulé, Corinne Futterlieb, Alessia Olivieri (alle CH)
Wo: Photoforum Pasquart,
Biel, CH
Wann: 09/09/23 – 19/11/23
Kann man Fototechnik
gendern? Ja! Mit der fortlaufenden Ausstellungsreihe wird der hartnäckig männlich konnotierten Fototechnik ein weibliches
Pendant an die Seite gestellt: FOTOTECHNIKA. Dazu laden die Initiatorinnen Künstlerinnen ein, sich mit den Herstellungsbedingungen
der Fotografie bzw. konkret mit dem Thema „Fototechnik“ zu beschäftigen, und diese nicht nur praktisch anzuwenden, sondern
als künstlerisches Bildmotiv zu verstehen.
Foto- bzw. Bildbearbeitungstechniken sind für die Künstlerinnen,
die im Photoforum in Biel zusammenkommen, nicht nur eine selbstverständliche Notwendigkeit im beruflichen Alltag als Künstlerinnen,
Lehrende oder Laborantinnen, sondern Fototechnik ist für sie der Anlass unzähliger Experimente und entsprechend auch das Motiv
in ihren künstlerischen Arbeiten. Wer sein Medium liebt, ergründet sein Wesen und versteht seine Technik.
Welche
Bilder entstehen, wenn die Fototechnik das Motiv ist?Wenn Corinne Futterlieb Silber aus verbrauchten Fixierbädern zurückgewinnt
und eine eigene Anlage dafür baut? Wenn Alessia Olivieri mit Hilfe eines Elektronenmikroskops tief in analoges Negativmaterial
eindringt, wenn Claudia Rohrauer das fotografische Korn von Schwarzweißfilmen solange provoziert bis es das Abgebildete überlagert
und selbst zum Motiv wird oder Lisa Rastl den Akt des Reproduzierens demonstrativ vervielfältigt? Wie kann Christelle Boulé
etwas in Bilder übertragen, das nicht sichtbar ist? Und welche eindeutigen Genderzuschreibungen findet Caroline Heider in
Handbüchern zur Fotografie, die sich bis heute an eine überwiegend männliche Leserschaft richten?
Die
meisten Arbeiten entstehen eigens für die Ausstellung, insbesondere auch die Selbstporträts der Künstlerinnen (eine Fortsetzung
von Gruppenbild mit Damen und Kameras), in welchen sie ihre technischen Affinitäten durchaus humorvoll mit der eigenen
Person verschmelzen, mit Kamerastativen spielen, eine KI füttern oder am Ende des Tages die Laboreinrichtung putzen.